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Maria von Brabant und das Oude Huys

Maria von Brabant und das Oude Huys

Ein Kinderspielplatz in Helmond, unscheinbare Häuser, eine Betonkante und eine Bronzestatue von Rieky Wijsbek. Sie porträtierte Maria van Brabant 1988 als edle Dame mit einem Falken auf der Hand. An dieser Stelle, wo es heute zahlreiche Gebäude gibt, stand einst das Oude Huys, der Vorgänger von Schloss Helmond, wo Maria Hof hielt.

 

Auf dem Banner ein Bild der Künstlerin Christie van der Haak, das sie für die Ausstellung über Maria von Brabant angefertigt hat.

Dieses Bild und die Kontur des Schlossturms sind alles, was im Helmonder Stadtbild von Maria und ihrem „Alten Haus“ sichtbar ist. Aus der Forschung wissen wir, dass sie eine besondere und beeindruckende Frau war, die Geschichte und Kultur geprägt hat. Obwohl sie innerhalb der Machtpolitik ihrer Zeit ein reiches und erfülltes Leben führte, taucht Maria in den Büchern kaum auf. Was übrig bleibt, ist ein Grabdenkmal in Leuven (Belgien), ein paar Zeichnungen aus Jahrhunderten später, aber kein zeitgenössisches Porträt.

Bronzestatue der Maria von Brabant von Rieky Wijsbek, 1988.

Bronzestatue der Maria von Brabant von Rieky Wijsbek, 1988.

Eine starke Frau

Auf dieser Jahrhunderte später entstandenen Darstellung von Jan van Boendale (Königliche Bibliothek Brüssel) heiratet Maria Otto IV.

Auf dieser Jahrhunderte später entstandenen Darstellung von Jan van Boendale (Königliche Bibliothek Brüssel) heiratet Maria Otto IV.

Als älteste Tochter des Herzogs Heinrich I. von Brabant ist Maria eine edle Dame mit hohem Status. Sie wurde 1189 oder 1190 geboren. Bis zur Geburt ihres Bruders Heinrich II. im Jahr 1207 war sie die einzige Erbin ihres Vaters. Maria wird als starke Frau erzogen worden sein, die weiß, was sie will. Ihr Vater schickt sie regelmäßig auf diplomatische Missionen.

Maria ist aufgrund ihrer hohen Stellung eine begehrenswerte Braut. Sie heiratet zweimal, beide Ehen bleiben kinderlos. So etwa bei Kaiser Otto IV., der von 1214 bis 1218 Kaiser des Deutschen Reiches war.

Nach seinem Tod heiratete Maria zwischen 1220 und 1222 Wilhelm I., Graf von Holland. Maria heiratete – wie es damals Brauch war – nicht aus Liebe, ihre Ehen waren politische Bündnisse, um die Position des Herzogs zu stärken. Tatsächlich dreht sich ihr ganzes Leben um ein Machtspiel, in dem Maria ein Spielzeug oder eine kalkulierte Strategin ist? Wir kennen die Antwort auf diese Frage eigentlich nicht.

Nomade von Format

Die edle Maria reist, wie es damals für Menschen ihres Formats üblich war, als eine Art Nomade zwischen ihren Häusern und Besitztümern. Sie lebt unter anderem auf dem Anwesen ihrer Witwe in Dordrecht und in der Abtei Affligem. Ab 1235 hielt sie sich regelmäßig auf ihrer Burg, dem Oude Huys, auf. Nach dem Tod ihres Vaters im Jahr 1235 widmete sie sich der Entwicklung von Helmond.

Kulturelles und höfisches Leben

Mit seinen Holzmauern muss das Oude Huys eine beeindruckende und weitläufige Sumpfburg gewesen sein. Wo es einsam, trostlos und zugig gewesen sein muss. Dicke Kleidung, Teppiche und Kissen sorgten für Behaglichkeit und Wärme. Das Schloss ist weit entfernt vom reichen Brüssel, weit weg von der Welt der Kaiser, Könige, Partys und edlen Unterhaltungen. Dennoch gelingt es Maria, das Oude Huys zu einem wichtigen Zentrum des kulturellen und höfischen Lebens zu machen, in dem Dichter und Musiker leben. Kunst und Religion verleihen Maria zusätzliches Ansehen. Dazu gehörte auch die Gründung eines eigenen Klosters: der Abtei der Zisterzienserinnen Locus Imperatricis oder Keizerinnenplaats. Dieses Kloster in Binderen, nördlich von Helmond, ist ein beliebter Ort für „reine Jungfrauen aus einer Adelsfamilie“. Nach ihrem Tod im Jahr 1260 erbte das Kloster Vieh, wertvolle Gewänder und Schmuck, einheimische Bücher, Töpferwaren und Goldringe.

Wunderbare Legende

Het klooster Binderen in vroegere tijden

Het klooster Binderen in vroegere tijden

Um Klostergründungen ranken sich oft wundersame Legenden. Der Tilburger Pfarrer A. Wichmans erzählt in seiner Brabantia Mariana von 1632, wie die Kaiserinwitwe von ihrem Jagdzug abkam und mit ihrem Maultier in einem sumpfigen Feld in der Nähe des Flusses Aa landete. Maria versinkt langsam im Sumpf und schreit: „O Gott, ich bin drin!“ In diesem bangen Moment schwört sie, zu Ehren der Jungfrau Maria zu ihrer Erlösung ein Kloster zu errichten.

Dieses Gebet wird sofort beantwortet. Sie bekommt eine Vision von 24 Nonnen in weißen Gewändern, gefolgt von 6 Jungfrauen, die um einen Dunk oder eine Höhe herumlaufen. Nach diesem Traumbild wählt Maria eine sandige Anhöhe nahe der Aa. Auf dieser Insel gründete sie das Kloster unter dem Namen Binderen. Der Name erscheint bereits in einer Urkunde vom 4. September 1238, in der Marias Bruder Heinrich II. den Bau des Klosters ankündigte. Heute gibt es nur noch eine kleine Kapelle, die an das 1651 aufgelöste Kloster erinnert.

Archäologische Forschung

Marias Schloss liegt im feuchten Bachtal westlich der Siedlung Helmond. Dort kreuzen sich mehrere wichtige Straßen. Nord-Süd besteht die Verbindung von Utrecht-’s-Hertogenbosch nach Maastricht-Lüttich-Aachen. Von West nach Ost besteht die Verbindung zwischen Brüssel-Leuven-Antwerpen und Nijmegen-Gennep-Kleef. Im Jahr 1256 ist von einem „domo de Helmont“ die Rede. Nach dem Bau des heutigen Schlosses näher an der Stadt verschwindet das Oude Huys nach und nach, die Materialien werden für andere Gebäude verwendet. Im Jahr 1860 gab es auf dem Gelände des Oude Huys eine Färberei und später eine Garnfabrik im Besitz von J.A. Carp, der mit Anna Wesselman, der Familie des späteren Schlossherrn, verheiratet war. Beim Bau eines Fabrikschornsteins um 1917 kam eine schwere Schicht aus Holzbalken zum Vorschein.

1981 gruben Amateure des damaligen Heemkunde-Kreises Helmond-Peelland die Überreste des Oude Huys aus. Fotopresseagentur von de Meulenhof BV.

1981 gruben Amateure des damaligen Heemkunde-Kreises Helmond-Peelland die Überreste des Oude Huys aus. Fotopresseagentur von de Meulenhof BV.

Im Jahr 1980 fand schließlich unter der Aufsicht des Helmond-Peelland Heemkundekring eine Bodenuntersuchung statt, bei der zwischen 1981 und 1982 zahlreiche Spuren einer außergewöhnlichen und weitläufigen, auf Holzpfählen errichteten Burganlage gefunden wurden. Die Hobbyarchäologen fanden mehr als 200 Holzpfähle, die unter anderem auf die Spuren eines runden Backsteinturms hinweisen, und nicht weniger als 9.228 größere und kleinere Objekte. In jedem Fall handelt es sich um eine um 1188 erbaute Burg im Aa-Bachtal, die ab 1314 Verwaltungssitz des Herrenhauses Helmond war.

Wie sahen die Oude Huys aus?

Beispiel dafür, wie das alte Haus ausgesehen haben könnte

Beispiel dafür, wie das alte Haus ausgesehen haben könnte

Die Menschen lebten etwa anderthalb Jahrhunderte lang in der Burg, die über einen breiten Wassergraben mit einer Brücke und einem hölzernen Torturm verfügt. Innerhalb der Kanäle befindet sich eine Erdmauer mit einer hölzernen Verteidigungsmauer, die mit einer Art Wettertürmen ausgestattet ist. Im Hof ​​befinden sich hölzerne Wirtschaftsgebäude und in der Mitte befindet sich auf einer Anhöhe ein runder Backsteinturm. Es handelt sich also um eine sogenannte Hügelburg.

Der runde Backsteinturm ist das Zentrum der Burg. Die Größe der Ziegel und das flämische Mauerwerk weisen auf ein Baudatum um 1300 hin. Es dürfte sich um einen Wohnturm oder Bergfried mit vermutlich Buntglasfenstern gehandelt haben, was auf ein bedeutendes Gebäude hinweist. Marias Bergfried verfügte wahrscheinlich über einen oberirdischen Lagerkeller, einen Empfangsraum mit Küche, Privaträume, möglicherweise einen Dachboden und einen mit Zinnen versehenen Korridor zur Verteidigung.

Einzigartig in Europa

Elfenbeinschachfigur, einer der wertvollsten Funde

Elfenbeinschachfigur, einer der wertvollsten Funde

Die Ausgrabung der Überreste des Oude Huys ist aufgrund der Größe des Schlosses und der Fülle an gefundenen Gegenständen einzigartig in Europa, darunter Schachfiguren aus Knochen und Elfenbein, Knochenwerkzeuge, Nägel in allen Größen, silberne Löffelgriffe und Schnallen.

Zusammen mit den zahlreichen Keramikfunden in den Kanälen, die im Mittelalter als Mülldeponien dienten, vermitteln sie ein gutes Bild vom Leben in und um die Burg. Organisches Material ist im feuchten Torfboden gut konserviert, beispielsweise Futterreste von Jagdwild und Überreste von Schweinen, Rindern, Pferden, Hunden und Katzen. Es wurden auch Überreste von Haselnüssen und Pfirsichen, Pflaumen und Walnüssen gefunden. Das zeigt, dass es den Bewohnern gut ging.

Die Informationen über Maria van Brabant und das Oude Huys stammen aus dem Buch Schloss Helmond, Biographie einer Wasserburg von Wies van Leeuwen. Das Buch ist im Schlossladen erhältlich und und auf Niederländisch verfügbar.